Finanzierung Hitlers und der NSDAP

Als Adolf Hitler im Herbst 1919 seine politische Karriere begann, befanden sich in der Kasse der späteren NSDAP nach eigenem Bekunden 7 Mark und 50 Pfennig. Da abzusehen war, daß die vielfältigen Aktivitäten der Partei aus den Beiträgen der Mitglieder allein kaum finanziert werden konnten, bemühten sich Hitler und seine Gesinnungsfreunde von Anfang an um zusätzliche Finanzquellen. Die Abhängigkeit von Spenden, sei es in Form von Barmitteln oder Sachwerten, war für die NSDAP aus Imagegründen freilich besonders heikel, kamen solche Zuwendungen doch in aller Regel aus den wohlhabenden Schichten der Gesellschaft. Verläßliche Aussagen über die Höhe solcher Zuwendungen sind freilich wegen der schwierigen Quellenlage nur in Ausnahmefällen möglich.
Die ersten Förderer Hitlers kamen überwiegend aus dem gehobenen Mittelstand und der "Boheme" Berlins und Münchens. Einige wenige Großindustrielle wie Ernst von Borsig oder Fritz Thyssen, dessen Spende von etwa 100000 Goldmark allerdings der nationalen und völkischen Bewegung insgesamt zugedacht war, zählten aber auch dazu. Die politische Aufwertung, die Hitler durch solche Kontakte erfuhr, war indessen oft ebenso wichtig wie ihr finanzieller Ertrag. Nach dem gescheiterten Putsch im November 1923 versiegten viele der früheren Geldquellen. Die Partei war bis zum Ende der zwanziger Jahre in erster Linie auf eigene Mittel angewiesen: Mitgliedsbeiträge, Eintrittsgelder für Veranstaltungen, Gelder aus Sammelaktionen und Einkünfte der Parteipresse. Die Einnahmen, welche die Partei auf diese Weise erzielen konnte, beliefen sich, einem offiziellen Kassenbericht zufolge 1926 auf 114000 und 1927 nur auf 104000 Reichsmark. Um so mehr versuchte die Partei, private Spenden zu sammeln. Der Kontakt zu Emil Kirdorf, der in der Ruhrindustrie wichtige Posten bekleidet hatte, zahlte sich jedoch zunächst nicht wie erhofft aus.
Erst nach dem Erfolg bei den Reichstagswahlen vom September 1930 kam auch die NSDAP in den Genuß der von der Industrie zugunsten der bürgerlich-konservativen Parteien gesammelten Gelder. Allerdings dürfte sie aus gemeinsamen Spendenfonds oder von einzelnen Firmen oder Unternehmern kaum mehr als 10 bis 15 Prozent der insgesamt an die Parteien rechts von der SPD ausgeschütteten Mittel erhalten haben. Zu den größten Spendern zählte w~ederum Fritz Thyssen, der bis Januar 1933 mindestens 400000 Reichsmark zur Verfügung stellte. Den Löwenante~l ihrer Einkünfte brachte die NSDAP jedoch nach wie vor durch Selbstfinanzierung auf: Mindestmitgliedsbeiträge von 1 Mark im Monat, Aufnahmegebühren, Eintrittsgelder von ebenfalls durchschnittlich 1 Mark für Kundgebungen mit Parteigrößen und andere Einnahmen summierten sich - be~ einer Mitgliederzahl von etwa 200000 im Herbst 1930- auf schätzungsweise rund 12 Millionen Mark für den Zeitraum Juni 1930 bis Mai 1931. Die zweite wichtige Finanzquelle waren Spenden aus dem Ausland, unter anderem von Sir Henry Deterding vom Royal-Shell-Konzern zur Unterstützung des "antibolschewistischen Kampfes" der Nationalsozialisten.
Der Aufstieg der NSDAP wurde also hauptsächlich aus parteiinternen Einnahmequellen und ausländischen Spenden finanziert. Die Zuwendungen von der deutschen Industrie fielen demgegenüber weniger ins Gewicht. Nach der Machtübernahme änderte sich dies allerdings: Alle Betriebe mußten sich verpflichten, jährlich 5 Promille der Lohnund Gehaltssumme des Vorjahres an die NSDAP abzuführen. Diese "Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft" erbrachte bis 1945 insgesamt über 700 Millionen Mark.

Werner Bührer

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Most recent revision: April 07, 1998

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