Michael Hagemeister
Sergej Nilus und die "Protokolle der Weisen von Zion"
Überlegungen
zur Forschungslage *
I.
Eigentlich hatte Danilo Kis Anfang der achtziger Jahre einen Essay schreiben
wollen
über die Entstehungsgeschichte der "Protokolle der Weisen von
Zion"
und ihrem Herausgeber und Kommentator Sergej Nilus. Doch dann zeigte sich,
daß
zu viele "Teile dieser trüben Geschichte [...] im Schatten
verblieben
waren". Da entschloß sich der serbisch-jüdische
Schriftsteller,
jene Teile, die, wie er meinte, "wohl nie erklärbar sein"
würden,
aus der Phantasie zu ergänzen, und es entstand eine Erzählung -
"Das
Buch der Könige und Narren" ("Knjiga kraljeva i budala",
1983).
(1) Sergej Nilus erscheint darin als ein
"seltsame[r]
Einsiedler", "für Eingeweihte einfach Vater Sergius".(2)
In Umberto Ecos Erfolgsroman "Das Foucaultsche
Pendel"
("Il pendolo di Foucault", 1988), den man auch als eine
literarisch verbrämte
Enzyklopädie okkulter Lehren und Weltverschwörungstheorien
benutzen kann,
hat der Herausgeber der "Protokolle" seinen Auftritt im 92.
Kapitel. Beschrieben
wird Nilus als "ein wandernder Mönch, der in talarähnlichen
Gewändern
durch die Wälder zog."(3) In einem
eigens
zu Ecos Roman erstellten Lexikon, in dem die historischen Daten und Fakten
nachgewiesen
werden, heißt es dazu erklärend: "Sergej Nilus" sei
"ein
Pseudonym, das vom - bis heute unbekannt gebliebenen - Autor eines 1905 in
Rußland
erschienenen, antisemitischen Buches verwandt wurde."(4)
Fünf Jahre später läßt Eco
Nilus noch immer
als Mönch nun allerdings durch den "Wald der Fiktionen"
wandern, und zwar in der
sechsten seiner Harvard-Vorlesungen über Erzähltheorie.(5)
Dort rekonstruiert der Literaturprofessor den Stammbaum der
"Protokolle
der Weisen von Zion", wobei er zu den bislang bekannten Quellen zwei
weitere
aus der französischen Trivialliteratur des 19. Jahrhunderts beisteuern
zu können
glaubt. Das ließ den Rezensenten der "Frankfurter Allgemeinen
Zeitung",
der "die Genese des falschen Dokuments [...] gut zu kennen"
meinte, von
einem "spektakulären Fund" und einer "philologischen
Bombe"
schwärmen;(6) doch finden sich die Hinweise
auf
die Romane von Eugène Sue und Alexandre Dumas schon im
"Foucaultschen
Pendel"(7) und in der neueren
einschlägigen
Literatur. (8)
Eco geht es freilich nicht so sehr um
Quellenforschung als vielmehr darum, den Weg
von der literarischen Fiktion in die Wirklichkeit nachzuzeichnen. Seit
langem fasziniert
den Semiotiker und Schriftsteller der Grenzbereich zwischen Text und Welt,
Fiktion
und Faktizität, Wahn und Wirklichkeit. So handelt es sich etwa beim
"Foucaultschen
Pendel" um einen Roman, der das Umschlagen von Fiktion in Wirklichkeit
schildert
und der selbst wieder von einigen Lesern nicht als Roman, als Fiktion,
gedeutet
wurde, sondern als ernstgemeinte Enthüllung einer tatsächlichen
Weltverschwörung.(9)
"Das Foucaultsche Pendel" hatte einen
Vorläufer,
wenn nicht sogar
ein Vorbild, in dem 1982 erschienenen und ebenfalls zum internationalen
Bestseller
avancierten Buch "The Holy Blood and the Holy Grail" (dt. Der
Heilige
Gral und seine Erben. Ursprung und Gegenwart eines geheimen Ordens),
verfaßt
von dem auf sensationelle "Enthüllungen" spezialisierten
Autorentrio
Michael Baigent, Richard Leigh und Henry Lincoln. In diesem Buch, das
offenbar ernst
genommen werden will, da es sich wissenschaftsförmig präsentiert
und keine
Fiktionsmerkmale aufweist, wird ein jahrhundertealter Geheimbund, die
"Prieuré
de Sion", entlarvt, dessen prominente Mitglieder auf konspirative Weise
die
Restauration der Dynastie der Merowinger betreiben. Auch hier erscheint
"a
rather contemptible individual known to posterity under the pseudonym of
Sergei
Nilus"(10) - diesmal als Herausgeber der
Protokolle
einer weltumspannenden Merowingerverschwörung!
II.
Sergej Nilus (1862-1929) und die "Protokolle der Weisen von Zion"
sind
seit längerem schon zum Gegenstand literarischer und
pseudowissenschaftlicher
Bearbeitung geworden.(11) Der Schriftsteller
Kis begründete
das damit, "daß man mit der Erforschung dieses Themas auf der
Ebene der
Tatsachen nicht mehr weitergehen [könne]".(12)
Eine Ansicht, die offenbar auch von den Historikern geteilt wird; denn wie
wäre
sonst zu erklären, daß über die "Protokolle" nach
wie
vor zwar viel geschrieben, über ihre Herkunft und ihren Herausgeber
Nilus jedoch
nicht mehr geforscht wird. Die Zeit scheint vorbei zu sein, da - so Walter
Laqueur
- "viel kritische Intelligenz [...] aufgewendet [wurde], um das
Rätsel
dieses größten literaturpolitischen Betruges der modernen
Geschichte
zu lösen". (13)
Was man heute dazu liest, geht auf eine Reihe
mittlerweile klassischer Darstellungen
zurück, von denen die jüngste, Norman Cohns berühmtes und in
zahlreiche
Sprachen übersetztes Werk "Warrant for Genocide", im Jahre
1967 erschienen
ist.(14) Neuere Untersuchungen, wie etwa das
von der
Kritik als "ouvrage magistral" gerühmte, 1200 Seiten
umfassende Werk
des französischen Politologen Pierre-André Taguieff (15)
oder die Monographien des polnischen Renaissance-Spezialisten Janusz
Tazbir(16) und des italienischen Zeitgeschichtsforschers Sergio
Romano(17), haben weiteres Material und neue
Erkenntnisse nur
noch bezüglich der späteren Verbreitung und Wirkung der
"Protokolle"
(z.B. in Polen und im faschistischen Italien) erbracht; was hingegen die
Umstände
ihrer Entstehung und ihre Frühgeschichte betrifft und - damit
zusammenhängend
- die Biographie ihres Herausgebers Sergej Nilus, so wurde der von Cohn vor
nunmehr
fast drei Jahrzehnten beschriebene Kenntnisstand nicht mehr
überschritten.(18)
Seitdem wird nur noch abgeschrieben und kompiliert,i
und nicht einmal das geschieht
sorgfältig, wovon die mehr oder weniger fehlerhaften Darstellungen aus
jüngster
Zeit zeugen. Die Frühgeschichte der "Protokolle" ist - auch
ohne
Zutun der Dichter - längst zu einer "Erzählung" (im
Sinne Ecos)
geworden, die, scheinbar geschlossen und überschaubar, nurmehr
tradiert, nicht
aber überprüft wird. Dabei müßten allein schon die
offensichtlichen
Widersprüche irritieren. Zwei Beispiele mögen dies belegen: In
Veröffentlichungen
aus jüngster Zeit heißt es über Sergej Nilus,(19)
er sei ein "Mystiker", ein "mystischer Schriftsteller",
ein
"mystischer Theologe" ("teologo mistico"), ein
"orthodoxer
Mönch", ein "Priester der griechisch-orthodoxen Kirche",
ein
"(russischer) Professor" (ältere Darstellungen
präzisieren:
"Orientalist", "Doktor der hebräischen und
chaldäischen
Sprache"), ein "Adliger bei Hof" ("a court
nobleman"),
ein "Journalist", ein "fanatischer russischer
Wanderprediger",
ein "Halbverrückter" ("un demi-fou") oder - so
Walter Laqueur
- ein "ehemaliger Playboy"(20)
gewesen.
Wiederholt wird sein Name mit "Nilius" wiedergegeben, (21)
und gelegentlich wird er sogar als "Autor und Fälscher" der
"Protokolle"
bezeichnet.(22) - Nichts von alledem trifft
zu. Wer
Nilus wirklich war, ist anscheinend unbekannt.(23)
Ebenso widersprüchlich sind auch die
Angaben über die frühen Veröffentlichungen
der "Protokolle" durch Sergej Nilus im Anhang seines Buches
"Das
Große im Kleinen" ("Velikoe v malom"). Einige Autoren
datieren
die erste Ausgabe, die bereits die "Protokolle" enthalten soll, in
das
Jahr 1901 (24) oder 1902 (25).
Andere schreiben, die Erstausgabe (noch ohne die "Protokolle") sei
1901
erschienen und die zweite Ausgabe (mit den "Protokollen") 1902 (26) oder 1905 (27). Cohn und
die
ihm folgende Mehrzahl der Autoren datieren die Erstausgabe von "Das
Große
im Kleinen" (ohne die "Protokolle") ebenfalls in das Jahr
1901, doch
kennen sie die Ausgabe von 1903 (ohne die "Protokolle"), die damit
zur
zweiten und die von 1905 (mit den "Protokollen"), die zur dritten
wird.(28) Schließlich findet sich auch noch die
Angabe,
die erste Bearbeitung der "Protokolle" durch Nilus sei 1903
erschienen.(29) Was die übrigen Ausgaben der
"Protokolle"
durch Krusevan und Butmi (seit 1903) betrifft, so sind die Angaben dazu noch
verwirrender.(30)
Offensichtlich hat es bislang
niemand unternommen, alle zwischen 1903 und 1917 in
Rußland erschienenen Ausgaben der "Protokolle" einzusehen
und bibliographisch
aufzunehmen, (31) geschweige denn die
verschiedenen
Redaktionen textkritisch zu untersuchen und zueinander in Beziehung zu
setzen -
ein angesichts der Bedeutung dieses Textes erstaunliches Versäumnis.(32) Durch eine genaue philologische Untersuchung der
wichtigsten
Quelle - nämlich der "Protokolle" selbst - könnte es
immerhin
möglich sein, die Textvarianten zu datieren und zu lokalisieren (die
Ausgabe
von 1903 enthält auffallend viele Ukrainismen) (33),
ursprüngliche von späteren Intentionen zu unterscheiden und so die
allmähliche
Genese - denn um eine solche handelt es sich - dieses Textes zu
rekonstruieren.
Statt dessen werden
abenteuerliche Geschichten kolportiert: vom Pariser Ochrana-Chef
und seiner Fälscherwerkstatt, in der die "Protokolle"
fabriziert
worden seien, von einer theosophischen Geheimagentin, die sie dann nach
Rußland
gebracht habe, von einer Intrige gegen einen Wunderheiler am Zarenhof, die
zur ersten
Publikation der "Protokolle" durch Sergej Nilus geführt haben
soll,
und von einem "französischen Manuskript" der
"Protokolle",
das als Beweis für die Fälschung dient, jedoch verschwunden ist.
Kaum
eine Darstellung, die auf solche Geschichten - die Beispiele ließen
sich vermehren
- verzichtet. Aber halten sie einer Überprüfung stand?
Die Herkunft der "Protokolle" ist bis
heute ungeklärt - das sollte
klar gesagt werden. Zwar deutet vieles darauf hin, daß russische
Agenten und
Angehörige der zaristischen Geheimpolizei in Frankreich - namentlich
der in
Paris residierende Chef der Auslandsabteilung Petr Rackovskij - an ihrer
Entstehung
beteiligt waren, doch konnten Art und Umfang dieser Beteiligung nie erhellt,
geschweige
denn nachgewiesen werden. Nur wenige Forscher haben allerdings versucht, in
das
Dickicht aus Lügen, Intrigen und geheimen Machenschaften, das die
Herkunft
der "Protokolle" umgibt, einzudringen, und keiner ist dabei
über
die Formulierung von Hypothesen hinausgelangt. Cohn hat denn auch
resignierend festgestellt:
"Bei dem Versuch, die Frühgeschichte der 'Protokolle' zu
rekonstruieren,
stößt man immer wieder auf Zweideutigkeiten, Unklarheiten und
Rätsel."(34) Und: "Wir müssen diese Fragen auf
sich
beruhen lassen - bis vielleicht eines Tages ein Spezialist für die
neunziger
Jahre des 19. Jahrhunderts Zeit und Kraft findet, sie wieder
aufzunehmen."(35) Daß diese Fragen noch immer offen sind
und
weiterer Forschung bedürfen, wird freilich unterschlagen, wenn - wie
noch jüngst
- behauptet wird, die "Protokolle" seien "ein Produkt der
zaristischen
Geheimpolizei"(36) oder:
"Verfaßt
hatte sie der Chef des zaristischen Geheimdienstes in Frankreich,
Raschkowskij [sic!],
in Zusammenarbeit mit einigen Agenten und Sympathisanten" (37)
oder: "In Wirklichkeit hatte der in Paris stationierte Auslandschef
der
russischen Geheimpolizei sie [...] zusammengeschrieben."(38)
Ebenso ungeklärt wie die Umstände ihrer
Entstehung ist auch der angebliche
Weg der "Protokolle" von Frankreich nach Rußland und zu
Sergej Nilus.
Es gibt mehrere Versionen. Am häufigsten wird die genannt, wonach eine
gewisse
Juliana (alias Justina) Glinka, eine Theosophin und Geheimagentin, die
"Protokolle"
aus Frankreich nach Rußland gebracht habe. Erstmals wurde diese
Geschichte
Anfang der dreißiger Jahre von einer Antisemitin und Verteidigerin der
"Protokolle"
in die Welt gesetzt.(39) Die jüngste
Variante
stammt von dem israelischen Forscher Dudakov: Danach habe Glinka die
"Protokolle"
von ihrem Chef Rackovskij erhalten und sie direkt an Nilus weitergegeben;
Glinka
und Nilus hätten sich, so Dudakov, um 1890 in Paris (ein andermal nennt
er
Biarritz) kennengelernt und seien 1900 gemeinsam nach Rußland
zurückgekehrt.(40) Scheinbar einfach und überzeugend, hat
diese
Geschichte - wie auch alle anderen - den Nachteil, daß es keinerlei
Belege
für sie gibt.
Was die Intrige gegen den Wunderheiler "le
Maître
Philippe" (Nizier Anthelme
Philippe[-Vachod], 1849-1905)(41) betrifft,
bei der
Nilus und die "Protokolle" von konservativen Hofkreisen eingesetzt
worden
seien, so ist auch diese erstmals 1921 verbreitete und seitdem immer weiter
ausgeschmückte
Geschichte fragwürdig.(42) Die Intrige
gegen
Philippe, an der auch Rackovskij beteiligt gewesen sein soll, fällt in
die
Jahre 1901 bis 1902, als der Wunderheiler aus Lyon zweimal nach
Rußland kam
und den Zarenhof besuchte. Nilus, so heißt es, sei bereits im Jahre
1901 durch
sein Buch "Das Große im Kleinen" den Gegnern Philippes
aufgefallen,
die ihn daraufhin an den Hof geholt und die Veröffentlichung der
"Protokolle"
im Jahre 1902 veranlaßt hätten. Ziel sei es gewesen, den
französischen
Martinisten zu diskreditieren und durch Nilus zuersetzen. In jenen Jahren
aber weilte
Nilus fern von Petersburg in russischen Klöstern, "Das Große
im
Kleinen" erschien erst 1903, und als die zweite Ausgabe, die erstmals
die "Protokolle"
enthielt, im Dezember 1905 herauskam, war "Maître Philippe"
längst
nach Frankreich zurückgekehrt (November 1902) und dort gestorben
(August 1905).
Immer wieder ist die Rede von einemi
"französischen Manuskript" der
"Protokolle", das auch als Beweis für ihre Herkunft dient.
Dieses
Manuskript war einer Zeugin angeblich 1904 oder 1905 von einem russischen
Geheimagenten
und Mitarbeiter Rackovskijs in Paris gezeigt worden. In mehreren
Zeitungsartikeln,
die zwischen Februar und April 1921 erschienen, gab diese Zeugin eine genaue
Beschreibung
des Manuskripts.(43) Ein anderer Zeuge, der im
Mai
1921 an die Öffentlichkeit trat, wollte dasselbe Manuskript im Jahre
1909 bei
Sergej Nilus gesehen haben.(44) Da beider
Beschreibungen
in allen Details übereinstimmten, sah man darin den Beweis, daß
das in
Nilus' Besitz befindliche Manuskript der "Protokolle" aus der
Fälscherwerkstatt
Rackovskijs stamme.(45) Daß der zweite
Zeuge
alle von ihm gemachten Angaben den vorausgegangenen Presseberichten (u.a. in
denselben
Zeitungen, in denen auch er publizierte) entnommen haben könnte, ist
nie erwogen
worden. Natürlich ist das mysteriöse Manuskript - für einige
Autoren
sogar das "Original der Protokolle" (was immer das heißen
mag) -
seitdem verschollen, doch hält sich in Moskau das Gerücht, es habe
später
dem berühmten Philosophen und Priester Pavel Florenskij (1882-1937)
gehört
und werde bis heute in dessen Privatarchiv aufbewahrt.(46)
Mit beinahe jeder neuen Darstellung wächst
die Zahl der Widersprüche und
Fragen: Stand Nilus "in hoher Gunst beim kaiserlichen Hofe"(47), oder war er nur ein verarmter Gutsbesitzer und
"kleinerer
Beamter in der Kanzlei des Heiligen Synods"?
(48)
Wurden die "Protokolle" in Rußland von der zaristischen
Geheimpolizei
"zur antisemit[ischen] Hetze" benutzt, "die in blutigen
Pogromen
endete"(49), oder hatten sie keine
nachweisbare
Wirkung, ja wurden nicht einmal von rechtsextremen Kreisen im
berüchtigten
Bejlis-Prozeß eingesetzt?(50) Erschienen
die
"Protokolle" in Rußland "in Massenauflage"(51) und waren sie "weitverbreitet"(52),
oder waren Auflage und Verbreitung eher gering?(53)
III.
Verfolgt man - was selten geschieht - die Angaben zur
Frühgeschichte der "Protokolle"
bis an ihre Ursprünge, geht man also "zu den Quellen", so
stellt
man fest, daß diese spärlich fließen und zumeist trübe
sind.
Vage, ungesichert und widersprüchlich sind die Nachrichten über
Sergej
Nilus und seine Rolle bei der Veröffentlichung und Verbreitung der
"Protokolle".
Insbesondere divergieren die Angaben darüber, wann, durch wen und zu
welchem
Zweck er in den Besitz der "Protokolle" gelangt ist - hier sind
ganz offensichtlich
Spuren verwischt und falsche Fährten gelegt worden.
Wesentliche Angaben über die Herkunft der
"Protokolle", ihre "originale"
Fassung und ursprüngliche Funktion sowie über ihren Herausgeber
und Kommentator
Sergej Nilus stammen von einem einzigen Zeugen - dem französischen
Grafen
und orthodoxen Konvertiten Alexandre du Chayla. Dabei handelt es sich um
"Erinnerungen",
die du Chayla im Jahre 1921 verfaßt und in russischen
Emigrantenzeitungen
in Paris veröffentlicht hat,(54) sowie um
seine
Aussagen im Prozeß um die "Protokolle" vor dem Berner
Gericht im
Jahre 1934.(55)
Du Chayla war als junger Mann Anfang 1909 nach
Rußland gereist und hatte sich
im Kloster Optina Pustyn' niedergelassen, wo zu jener Zeit auch Nilus lebte.
Im
Verlauf fast eines Jahres hatte er den Herausgeber der
"Protokolle", wie
es scheint, gut kennengelernt und dessen Vertrauen gewonnen. Das bis heute
in der
Literatur vorherrschende Bild von Nilus, seiner äußeren
Erscheinung,
seiner Persönlichkeit und seiner Lebensweise, beruht fast
ausschließlich
auf du Chaylas Schilderung.(56) Du Chayla gab
auch
eine Beschreibung des "französischen Manuskripts" der
"Protokolle",
das sich in Nilus' Besitz befunden haben soll. Und er bot eine
ausführliche
Erklärung für die Herkunft und die Funktion der
"Protokolle"
sowie für die Rolle, die Nilus dabei gespielt hat - nämlich die
Geschichte
von Rackovskij und der Intrige um "Maître Philippe" -, die
so plausibel
klingt, daß sie von fast allen Autoren übernommen wurde. Da sich
du Chayla
in seinen "Erinnerungen" und vor dem Berner Gericht kritisch
distanziert
über Nilus und ablehnend über die "Protokolle"
äußerte
wurden seine Angaben stets als besonders zuverlässig angesehen(57) und ausführlich zitiert.(58)
Angesichts dieser herausragenden Bedeutung als
Zeuge wie auch als Interpret ist
es erstaunlich, daß der Person du Chaylas in der wissenschaftlichen
Literatur
zu keiner Zeit besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Man begnügte
sich,
die knappen biographischen Daten ungeprüft wiederzugeben, die du Chayla
selbst
der Veröffentlichung seiner "Erinnerungen" im Jahre 1921
vorangestellt
hatte. Wer aber war dieser geheimnisvolle Graf,(59)
der zwölf Jahre in Rußland gelebt hat und den man als den
"Kronzeugen"
im Falle Nilus' und der "Protokolle" bezeichnen kann? Keiner der
Forscher
hat diese Frage zu beantworten versucht.
Graf Armand Alexandre de Blanquet du Chayla wurde
als Abkömmling einer alten
katholischen Lyoneser Adelsfamilie 1885 in St. Légier bei Vevey
geboren. Sein Todesdatum
ist unbekannt; das letzte Zeugnis, eine Korrespondenz mit Vladimir Burcev,
stammt
aus den Jahren 1938/39. (60) Dazwischen liegt
ein
bewegtes Leben, das zahlreiche, wenn auch sehr weit verstreute Spuren
hinterlassen
hat. (61) Trägt man sie zusammen, so
entsteht
das Bild einer schillernden und widersprüchlichen
Persönlichkeit.(62) Schon früh hatte du Chayla sich für
Rußland
interessiert; er lernte Russisch und soll um das Jahr 1905 zur Orthodoxie
übergetreten
sein. Über seine Motive ist nichts bekannt. Anfang 1909 reiste er nach
Rußland,
um sich, wie er angab, mit Sprache und Sitten des Landes vertraut zu machen.
Von
Januar bis November 1909 lebte er im Kloster Optina Pustyn',(63)
wo er mit Sergej Nilus zusammenkam. Anschließend studierte er an der
Geistlichen
Akademie in Petersburg, unternahm Reisen und verkehrte in der Petersburger
Gesellschaft.
Während des Krieges diente er als Freiwilliger in der russischen Armee;
im
Bürgerkrieg leitete er die Politische Abteilung der Donkosaken-Armee
unter
Krasnov, Denikin und Wrangel. Nach dem Fall der Krim wurde er im November
1920 aus
Sevastopol' evakuiert und kehrte über Konstantinopel in seine
Heimatstadt Lyon
zurück.
Es gibt zahlreiche Hinweise, daß du Chayla
während seines Aufenthaltes
in Rußland das Milieu prominenter rechter und rechtsextremer Politiker
und
Kirchenleute frequentierte. Wiederholt wurde er als eifernder Orthodoxer und
Monarchist,
ja sogar als Antisemit und Anhänger der Verschwörungstheorien
Edouard
Drumonts geschildert.(64) Einige dieser
Zeugnisse
mögen fragwürdig sein, da sie erst nach du Chaylas
aufsehenerregenden
Äußerungen über Nilus und die "Protokolle"
veröffentlicht
wurden und möglicherweise die Absicht verfolgten, den
"Kronzeugen"
zu diskreditieren. Doch gibt es auch Hinweise aus früherer Zeit. So
wird die
Behauptung, du Chayla sei in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg als Agent
für
den panslavistischen Politiker Graf Bobrinskij in geheimer Mission in
Galizien tätig
gewesen,(65) durch die Meldung einer
rechtsextremen
Petersburger Zeitung vom Juli 1911 gestützt, wonach du Chayla in
Czernowitz
verhaftet und von den österreichisch-ungarischen Behörden
ausgewiesen
worden sei. (66)
Auch für du Chaylas antijüdische
und antifreimaurerische Haltung gibt
es ein bemerkenswertes Zeugnis. So berichtet Sergej Nilus in seinen bislang
unbeachtet
gebliebenen Aufzeichnungen aus dem Jahre 1909, die bereits Ende 1915 - also
lange
vor der Diskussion um die "Protokolle" - veröffentlicht
worden sind,
von seinen Begegnungen mit dem "französischen Vicomte" und
schildert
diesen als geistesverwandt, ja als erklärten Antisemiten und Gegner der
Freimaurer.
Der Graf wird mit den Worten zitiert, daß in Frankreich "die
Regierung
und die Creme der republikanischen Gesellschaft völlig von Freimaurern
durchsetzt
und verjudet" seien.(67)
Undurchsichtig ist die Rolle, die du Chayla
während des Bürgerkriegs im
Süden Rußlands und später in Bulgarien gespielt hat. Im
April 1920
ließ Wrangel ihn unter dem Vorwurf des Hochverrats verhaften. Er
sollte erschossen
werden, doch kam er unter dramatischen Umständen wieder frei, nachdem
er sich
bei einem Selbstmordversuch schwer verletzt hatte.(68)
Immer wieder wurde in der Folge der Vorwurf gegen ihn erhoben, ein
"bolschewistischer
Agent" gewesen zu sein; auch später habe er, so hieß es,
für
die Sowjetunion gearbeitet. Letzteres bezog sich auf die Repatriierung von
Angehörigen
der ehemaligen Wrangel-Armee aus Bulgarien nach Sowjet-Rußland in den
Jahren
1922 und 1923, bei der du Chayla maßgeblich auf seiten des
Sowjetischen Roten
Kreuzes tätig war.(69) Du Chayla, der
nach seiner
Rückkehr aus Rußland zurückgezogen lebte, hat sich zu diesen
Vorwürfen
nie geäußert.
Der weltweit beachtete Berner Prozeß
der Jahre 1934 und 1935 brachte du Chayla
noch einmal in die Öffentlichkeit.(70)
Nachdem
im Juni 1933 der Schweizerische Israelitische Gemeindebund und die Berner
Kultusgemeinde
Strafanzeige gegen die Verbreitung der "Protokolle" als
Schundliteratur
gestellt hatten, fand im November 1933 die erste Hauptverhandlung vor dem
Richteramt
V. in Bern statt. Sie endete mit der Verfügung des
Gerichtspräsidenten,
über die "Protokolle" eine Expertise zu veranstalten. Die
Kläger
wandten sich daraufhin an du Chayla, der zu jener Zeit in Suresnes bei Paris
lebte,
um ihn als Experten und Zeugen zu gewinnen. Federführend in dieser
Angelegenheit
war der in Paris lebende Historiker Ilja Cerikover (Elias Tscherikower,
1881-1943),
dessen Lebenswerk der Erforschung des Antisemitismus in der Ukraine galt.(71) Du Chayla willigte ein und erstellte bis Juli 1934 ein
Manuskript
mit dem Titel "Souvenirs sur S.A. Nilus et les origines des 'Protocoles
des
Sages de Sion' (1909-1920)" (72),
für das
er von Cerikover ein Honorar von 7500 frs erhielt.(73)
Der Text des Manuskripts ist weitgehend identisch mit den
"Erinnerungen"
von 1921, nur an unwesentlichen Stellen finden sich kleine Ergänzungen
und
Präzisierungen. Am 29. Oktober 1934 trat du Chayla als Zeuge vor dem
Berner
Amtsgericht auf; seine Aussagen wurden später von den Verteidigern der
"Protokolle"
veröffentlicht.(74)
Du Chaylas vielzitiertes Zeugnis, soviel
läßt sich sagen,
sollte mit Skepsis aufgenommen werden. Nicht nur, weil viele seiner Angaben
falsch sind und
in die Irre führen. Auch seine eigene Rolle bleibt unklar - die Frage,
ob er
als Privatmann in Rußland war oder ob er einen politischen
(geheimdienstlichen?)
Auftrag hatte, im Hinblick etwa auf eine französisch-russische Allianz
(Graf
Bobrinskij, in dessen Machenschaften auch du Chayla involviert gewesen zu
sein scheint,
galt als Verfechter einer solchen Allianz). Du Chayla verkehrte, das ist
sicher,
mit rechtsgerichteten Politikern und Kirchenleuten und scheint deren
Ansichten geteilt
zu haben. Möglicherweise war er Antisemit, und vielleicht war er es
sogar,
der Nilus mit antisemitischer und okkultistischer Literatur aus Frankreich
versorgte,
die dieser in seinen späteren Ausgaben der "Protokolle" so
reichlich
zitierte (allerdings ist dieser Verdacht durch keinerlei Beweise zu
erhärten).
Mit der Februar-Revolution, deren Ziele du Chayla übernahm, trat
offenbar ein
Wandel in seinen Anschauungen ein; fortan galt er als
"Radikaldemokrat".
In den zwanziger und dreißiger Jahren äußerte er sich gegen
Faschismus
und Antisemitismus, wobei er einen christlichen Standpunkt vertrat; in den
dreißiger
Jahren war er Mitglied einer Freimaurerloge.(75)
IV.
Zu den vielen ungeklärten Fragen gehört auch die nach dem Weg, auf
dem
die "Protokolle" nach Deutschland gelangten, von wo aus sie dann
ihren
Siegeszug um die Welt antraten. Zwar kennt man die Namen einiger russischer
Emigranten
und ihrer deutsch-völkischen Gesinnungsgenossen, bei denen die
"Protokolle"
um 1919/20 auftauchen, doch bleiben die Zusammenhänge unklar. Die von
Konrad
Heiden ohne Quellenangabe mitgeteilte Geschichte, wonach der
Architekturstudent
Alfred Rosenberg die "Protokolle" im Dezember 1918 nach
Deutschland gebracht
habe, nachdem sie ihm in Moskau von einem Unbekannten wortlos auf den Tisch
gelegt
worden seien, gehört wohl ins Reich der Legenden.(76)
Wenig wußte man bislang auch
über das Leben von Sergej Nilus, seine Herkunft,
seine Aufenthaltsorte und seine Tätigkeit. Besonders spärlich sind
die
Nachrichten über seine letzten Lebensjahre sowie den Zeitpunkt und die
Umstände
seines Todes. Bekannt war lediglich, daß Nilus nach der Revolution in
der
Ukraine und in Rußland gelebt hat, man wußte auch von mehreren
Verhaftungen
und daß er immer wieder freigekommen war. 1930 sei Nilus in einer
Moskauer
Vorstadt gestorben. So liest man es bei Cohn und Laqueur und weiß es
seitdem
nicht besser.(77)
Noch aber leben Menschen, die Nilus selbst und seine
Angehörigen gekannt haben,
die Andenken an ihn besitzen und Auskunft über ihn geben können.
Und es
gibt bislang unbeachtet gebliebene Quellen - Briefe, Manuskripte, Photos und
Zeichnungen
aus seinem Nachlaß. Ein Teil davon befindet sich in russischen
Archiven; der
größere Teil ist in Privatbesitz. Der Wandel in Rußland hat
bewirkt,
daß lange verborgene Materialien und zurückgehaltene
Informationen, darunter
auch Ergebnisse diskreter Recherchen von Sympathisanten, allmählich
weitergegeben
werden - wenn auch oft nur an Gleichgesinnte oder solche, die man dafür
hält.
(78) Dank dieser Materialien ist es
möglich, den
wechselvollen Weg von Sergej Nilus und seiner Frau durch das
nachrevolutionäre
Rußland zu verfolgen und ein Bild ihrer Lebensumstände zu
gewinnen. In
jenen Jahren, in denen schon der Besitz der "Protokolle" streng
bestraft
wurde, lebte Nilus, ihr prominentester Herausgeber, offen unter seinem
Namen; er
fuhr fort zu schreiben und zu publizieren und korrespondierte mit Freunden
und Verwandten
auch im Ausland. Nilus wußte, daß seine Ausgabe der
"Protokolle"
im Westen übersetzt und verbreitet wurde; von einem ihrer
einflußreichsten
Propagandisten, dem Industriellen Henry Ford, hatte er sogar ein Paket
bekommen.
Mehrmals wurde Nilus verhaftet, eine Zeitlang saß er in der Lubjanka,
doch
kam er immer wieder frei. (79) Bemühungen
um eine
Ausreise nach Deutschland scheiterten, doch gelang es, Bücher und
Manuskripte
nach Berlin zu schaffen, wo sie von einer Nichte von Nilus übernommen
wurden.
Diese Nichte, von der die Forschung nie etwas erfuhr, dürfte eine
Schlüsselrolle
bei der Verbreitung der "Protokolle" gespielt haben, und sie ist
zweifellos
eine der bestinformierten Zeuginnen gewesen. In all den Jahren, in denen die
Auseinandersetzungen
um Nilus und die "Protokolle" weltweites Aufsehen erregten und
eine Flut
von Publikationen hervorriefen, lebte sie still und unerkannt zunächst
in Deutschland,
dann in Frankreich und schließlich in den USA. Dort ist sie 1989 im
Alter
von fast 96 Jahren gestorben.
Elena Jur'evna Karcova wurde 1893
geboren.(80) Ihr
Vater war der russische Diplomat Jurij Karcov, ein weltgewandter und
gebildeter
Mann. Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahre 1901 wurde Elena Karcova von ihrer
Tante,
der Hofdame Elena Aleksandrovna Ozerova (1855-1938), erzogen. Diese
heiratete 1906
Sergej Nilus. Eine Zeitlang lebte Elena Karcova bei dem Ehepaar, später
kam
sie häufig zu Besuch, und nachdem sie Rußland verlassen hatte,
hielt
sie brieflichen Kontakt. Im Spätherbst 1918 war Elena Karcova nach
Berlin gegangen.
Dort hatte sie Anschluß gefunden an einen Kreis rechtsextremer
russischer
Emigranten um Petr Sabel'skij-Bork und Fedor Vinberg.(81)
In enger Verbindung mit diesem Kreis stand Ludwig Müller von Hausen,
der Herausgeber
der ersten deutschen Fassung der "Protokolle". In Müllers
Umgebung
tauchte 1920 ein "Leutnant Karzoff" auf, möglicherweise ein
Verwandter
von Elena Karcova. Er gab an, Nilus persönlich gekannt zu haben und
wußte,
wo dieser sich im Jahre 1918 aufgehalten hatte. (82)
Auch Nilus' Sohn Sergej fand Kontakt zu diesem Kreis; er war 1918 nach
Deutschland
geflohen und hatte sich an Müller gewandt, um, wie er später
sagte, seinen
Vater "aus Rußland zu retten".(83)
Elena Karcova wußte von den Versuchen, Nilus
und
seine Frau aus Rußland
herauszuholen. In diesem Zusammenhang nannte sie den Ernst Graf zu
Reventlow, einen
einflußreichen Protektor der russischen rechten Emigranten und
unermüdlichen
Propagandisten der "Protokolle". Reventlow habe sich voller
Anteilnahme
für das Schicksal von Sergej Nilus interessiert und seine Hilfe
angeboten.(84) Ein Weg schien sich zu öffnen, als man
entdeckte,
daß ein Verwandter von Nilus' Frau an der deutschen Botschaft in
Moskau tätig
war. Botschaftsrat von Radowitz, (85) der seit
Juli
1922 als Geschäftsträger in Moskau amtierte, erklärte sich
bereit,
Elena Aleksandrovna und ihrem Mann die Ausreise nach Deutschland zu
ermöglichen.
Auch Botschafter Graf Brockdorff-Rantzau soll sich für das Ehepaar
eingesetzt
haben.(86) Das Vorhaben scheiterte. Doch
benutzte
Elena Aleksandrovna die Verbindung, um Teile des Archivs von Sergej Nilus
(Bücher
und unveröffentlichte Manuskripte) nach Moskau zu schicken, von wo aus
sie
im Diplomatengepäck nach Berlin geschafft wurden und an Elena Karcova
gelangten.(87) Möglicherweise nahm diesen Weg auch die
Korrespondenz,
die Elena Karcova in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren
mit Nilus
und dessen Frau führte. Karcova hatte Verbindung zu mehreren in der
Emigration
lebenden Verwandten und Bekannten von Nilus, deren Nachrichten sie nach
Rußland
weiterleitete. Bei ihr liefen offenbar alle Fäden zusammen.
Noch im Laufe der zwanziger Jahre war Elena Karcova
nach
Frankreich gegangen und
hatte den religiösen Schriftsteller und Laientheologen Ivan Koncevic
geheiratet,
einen ehemaligen Angehörigen der Wrangel-Armee. In den dreißiger
Jahren
arbeitete Elena Koncevic von Paris aus für den antisemitischen
"Welt-Dienst"
des Oberstleutnants a.D. Fleischhauer in Erfurt. Sie stellte diesem
angeblich weltweit
operierenden Propaganda- und Nachrichtendienst, der die Verbreitung der
"Protokolle"
betrieb und auch beim Berner Prozeß hervortrat, "authentisches
Material",
darunter Briefe von Sergej Nilus, zur Verfügung.(88)
1952 übersiedelte sie mit ihrem Mann in die USA; seit 1961 lebte das
Ehepaar
in Berkeley. In ihrem Besitz befand sich die umfangreiche Korrespondenz mit
Sergej
Nilus und dessen Frau, Autorexemplare von Nilus' Werken, Photos und
Zeichnungen
sowie eine Anzahl unveröffentlichter Schriften. Ein Teil der
Materialien erscheint
- von allen antijüdischen und antitreimaurerischen
Äußerungen sorgfältig
gereinigt- seit 1969 im Verlag einer kleinen orthodoxen Bruderschaft im
Norden Kaliforniens. (89)
Über das Ende von Sergej Nilus, über Zeit
und Ort
seines Todes, gab es
bislang nur Vermutungen und ungesicherte Angaben. Noch immer ist zu lesen,
Nilus
sei "in der Nähe von Moskau" oder "in
Südrußland"
gestorben, und noch immer gibt der amerikanische National Union Catalog sein
Todesjahr
mit 1930 an. Dabei war schon Anfang der achtziger Jahre im Moskauer Samizdat
ein
Manuskript aufgetaucht, das die letzten Monate im Leben des Sergej Nilus und
die
Umstande seines Todes genau beschrieb. Es handelte sich um die Erinnerungen
der
Marija Orlova-Smirnova, Tochter des Priesters Vasilij Smirnov, in dessen
Haus im
Dorf Krutec nahe der Stadt Aleksandrov (Gebiet Vladimir) Nilus und seine
Frau Ende
April 1928 Aufnahme gefunden hatten. Dort ist Sergej Nilus am 14. Januar
1929 an
einem Herzanfall gestorben.(90) Die
Erinnerungen dieser
Augenzeugin, in den späten siebziger Jahren verfaßt, wurden
zuerst 1986
im Westen veröffentlicht und sind seitdem auch in Rußland
mehrmals erschienen.(91) Die Verfasserin lebt heute hochbetagt in
Moskau.(92)
V.
Mit seiner Erzahlung über die "bis zur Unglaublichkeit
phantastische Entstehungsgeschichte
der Protokolle der Weisen von Zion" wollte Danilo Kis "die
Lücken
[...] füllen", die die historische Forschung offengelassen hatte,
und
so beschloß er, "auch jene Figuren zu beleben, die im dunkeln
geblieben
waren."(93) Das galt vor allem für
jenen
Unbekannten, der im August 1921 in Konstantinopel ein Exemplar des Buches
von Maurice
Joly dem Korrespondenten der "Times" übergeben hatte, das
dann zum
Nachweis der Fälschung führte.(94)
Bei Kis
wird dieser geheimnisvolle "Mr. X", "dessen Rolle [...]
für
die Lösung des Mysteriums der 'Protokolle' von hervorragender Bedeutung
war,"(95) belebt und ausgemalt. Inzwischen aber wissen
wir,
um wen es sich gehandelt hat. Es war der Dichter und Übersetzer Michail
Raslovlev,
ein russischer Adliger und Monarchist, der 1987 in Frankreich gestorben
ist.(96)
Entdeckungen und Funde - das zeigen die
genannten Fälle - sind noch immer möglich.
Vielleicht ist es noch zu früh, die Geschichte von Sergej Nilus und den
"Protokollen
der Weisen von Zion" allein den Schriftstellern zu überlassen.
* Überarbeitete Fassung eines Vortrags, der
am 14. Dezember
1994 am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen
Universität Berlin
gehalten wurde.
Anmerkungen
1 In dem Erzählungsband Danilo Kis,
Enzyklopädie
der Toten, Frankfurt a.M. 1988, S. 141-189; die Zitate im Post scriptum,
ebenda,
S. 213f
2 Ebenda, S. 142, 144.
3 Umberto Eco, Das Foucaultsche Pendel,
München
1989, S. 565.
4 L. Bauco, F. Milloca, Das Geheimnis des
Pendels -
entschlüsselt, München 1990, S. 238.
5 Umberto Eco, Fiktive Protokolle, in: ders., Im
Wald
der Fiktionen. Sechs Streifzüge durch die Literatur, München 1994,
S.
155-184. Vorabdruck unter dem Titel: Eine Fiktion, die zum Albtraum wird.
Die Protokolle
der Weisen von Zion und ihre Entstehung, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
vom
2.7.1994.
6 Gustav Seibt, Unterschiedenes ist gut. Wahn
wird Wirklichkeit:
Entdeckungen von Umberto Eco, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom
17.5.1994.
7 Siehe Eco, Pendel, S. 570-574.
8 Siehe Janusz Tazbir, Protokoly medrców
Syjonu. Autentyk
czy falsyfikat, Warszawa 1992, S. 7-16. Vgl. auch ders., Spiskowa teoria
dziejów
w literackim zwierciadle, in: ders., Od Haura do Isaury. Szkice o
literaturze, Warszawa
1989, S. 210-232, 253-257. Zu den zahlreichen Vorläufem und
möglichen
Quellen der "Protokolle" im Bereich der russischen antisemitischen
und
antifreimaurerischen Belletristik ausführlich Savelij Dudakov, Istorija
odnogo
mifa. Ocerki russkoj literatury XIX-XX vv., Moskva 1993. - Leider gilt
für
die genannten Werke "Slavica non leguntur".
9 Ein besonders eindrucksvolles Beispiel
dafür,
wie aus Dichtung Dokumente werden, bietet (worauf auch Eco wiederholt
verweist)
der 1868 unter dem Pseudonym Sir John Retcliffe veröffentlichte Roman
"Biarritz"
von Hermann Goedsche, dessen Kapitel "Auf dem Judenkirchhof in
Prag" in
der Folgezeit immer wieder separat veröffentlicht, bearbeitet und in
mehrere
Sprachen übersetzt, schließlich unter dem Titel "Die Rede
des Rabbiners"
als authentisches Dokument einer jüdischen Weltverschwörung
angesehen
und zu einer der Vorlagen fur die "Protokolle" wurde.
Ausführlich
Volker Neuhaus, Der zeitgeschichtliche Sensationsroman in Deutschland
1855-1878.
'Sir John Retcliffe' und seine Schule, Berlin 1980, bes. S. 192-195. Zur
Rezeption
in Rußland zuletzt John Doyle Klier, Imperial Russia's Jewish
Question, 1855-1881,
Cambridge 1995, S. 440f.
10 Michael Baigent, Richard Leigh, Henry
Lincoln,
The Holy Blood and the Holy Grail, London (16) 1990, S. 198 f. - Das Werk
ist inzwischen
auch ins Russische übersetzt und wird von russischen Joumalisten,
Politologen
und Historikem ernsthaft diskutiert!
11 Zu letzterem Genre wird man auch Trevor
Ravenscrofts
okkulte Verschwörergeschichte "The Spear of Destiny" (1972)
zählen
können, ein Bestseller, der, inzwischen in mehrere Sprachen
übersetzt,
immer wieder neu aufgelegt wird. Auch dort findet sich ein Kapitel über
Sergej
Nilus und die "Protokolle".
12 Kis, Enzyklopädie, S. 214.
13 Walter Laqueur, Deutschland und
Rußland,
Berlin 1965, S. 112.
14 Norman Cohn, Warrant for Genocide: The Myth
of
the Jewish World-Conspiracy and the Protocols of the Elders of Zion, London,
New
York 1967; danach zahlreiche Ausgaben und Übersetzungen, zuletzt ins
Russische (Moskau
1990). Im folgenden zitiert nach der deutschen Ausgabe: Die Protokolle der
Weisen
von Zion. Der Mythos von der jüdischen Weltverschwörung,
Köin, Berlin
1969. - Zu den klassischen Darstellungen zählen ferner: Ju. Delevskij
[d.i.
Ja. Judelevskij], Protokoly Sionskich Mudrecov. (Istorija odnogo podloga),
Berlin
1923; B[enjamin] Segel, Die Protokolle der Weisen von Zion kritisch
beleuchtet.
Eine Erledigung, Berlin 1924; Hermann Bernstein, The Truth about "The
Protocols
of Zion", New York 1935 (Nachdruck ebenda 1971); Vladimir Burcev,
"Protokoly
sionskich mudrecov". Dokazannyj podlog, Paris 1938 (Neuausg. Moskau
1991);
Henri Rollin, L'Apocalypse de notre temps. Les dessous de la propagande
allemande
d'après des documents inédits, Paris o.J. [1939] (Neuausg.
ebenda 1991); John S.
Curtiss, An Apprisal of the Protocols of Zion, New York 1942.
15 Pierre-André Taguieff, Les
Protocoles des Sages
de Sion, Bd. 1: Introduction a l'étude des Protocoles, un faux et ses
usages dans
le siècle, Bd. 2: Etudes et documents, Paris 1992. Vgl. die
Rezensionen von Michel
de Pracontal, Cette obsession qui a taché le siècle, in: Le
Nouvel Observateur vom
16.-22.4.1992, S. 119-121, und Emile Poulat, in: Politica hermetica 6(1992),
S.
129 f.
16 Tazbir, Protokoly.
17 Sergio Romano, I falsi protocolli. ll
"complotto
ebraico" dalla Russia di Nicola 11 a oggi, Milano 1992.
18 Eine Ausnahme bildet die originelle, jedoch
kaum
rezipierte Deutung des englischen Occulta-Spezialisten James Webb aus dem
Jahre
1976 (siehe unten Anm. 40).
19 Siehe z.B. Alex Bein, Die Judenfrage.
Biographie
eines Weltproblems, Bd. 1, Stuttgart 1980, S. 329; Yaakov Tsigelman,
"The Universal
Jewish Conspiracy" in Soviet Anti-Semitic Propaganda, in: Theodore
Freedman
(Hrsg.), Anti-Semitism in the Soviet Union: Its Roots and Consequences, New
York
1984, S. 394; Helmut Berding, Moderner Antisemitismus in Deutschland,
Frankfurt
a.M. 1988, S. 183; Hans Sarkowicz, Die Protokolle der Weisen von Zion, in:
Karl
Corino (Hrsg.), Gefälscht! Betrug in Literatur, Kunst, Musik,
Wissenschaft
und Politik, Nördlingen 1988, S. 61; Friedrich Battenberg, Das
europäische
Zeitalter der Juden, Darmstadt 1990, Teilbd. 2, S. 235; Monus Sominskij,
Antisemitizm
i antisemity, Jerusalem 1991, S. 73; Alice S. Nakhimovsky, Russian-Jewish
Literature
and Identity, Baltimore 1992, S. 217; Romano, Protocolli, S. 18; Seibt,
Unterschiedenes.
- Die Aufzählung ließe sich fortsetzen.
20 Walter Laqueur, Der Schoß ist
fruchtbar noch.
Der militante Nationalismus der russischen Rechten. München 1993, S.
63. Zu
einem differenzierteren Urteil über Nilus war Laqueur in Deutschland
und Rußland,
S. 116 f., gelangt.
21 So z.B. bei Hans Magnus Enzensberger, Kurze
Geschichte
eines Plagiats, Nachwort zu: Maurice Joly, Ein Streit in der Hölle.
Gespräche
zwischen Machiavelli und Montesquieu über Macht und Recht, Frankfurt
a.M. 1990,
S. 353; Ernst Piper, Die jüdische Weltverschwörung, in: Julius H.
Schoeps,
Joachim Schlör (Hrsg.), Antisemitismus. Vorurteil und Mythen.
München,
Zürich 1995, S. 130. Beide Darstellungen sind sehr oberflächlich
und fehlerhaft.
22 So Martin George, Die Fälschung der
Wahrheit
und des Guten. Gestalt und Wesen des Antichrist im 19. Jahrhundert, in:
Zeitschrift
für Kirchengeschichte 1(1991), S. 101; und an anderer Stelle:
"Sergej
Nilus berief sich in seinem Kommentar der von ihm erdachten
'Protokolle'.",
ebenda, S. 102. Nilus als "Autor" der "Protokolle" auch
in dem
bekannten Werk von Friedrich Heer, Gottes erste Liebe. 2000 Jahre Judentum
und Christentum.
München, Esslingen 1967, S. 200. Auch Berding, Moderner Antisemitismus,
S. 183,
scheint den "russischen Professor namens Nilus"
zumindest teilweise für den Verfasser bzw. Kompilator der "Protokolle"
zu
halten. Stricker schließlich vermutet, Nilus habe den "Dialogue
aux Enfers" von Maurice Joly "im Auftrag der Geheimpolizei
speziell gegen die Juden umgeschrieben". Gerd Stricker, Geschichte
des Antisemitismus in Rußland, in: Glaube in der 2. Welt
7/8(1993), S. 36.
23 Daran hat auch mein bescheidener
Versuch offenbar nichts ändern können:
Michael Hagemeister, Wer war Sergej Nilus? Versuch einer
bio-bibliographischen Skizze,
in: Ostkirchliche Studien 1(1991), S. 49-63; demnächst erweitert unter
dem
Titel: Qui était Serguei Nilus?, in: Politica hermetica 9(1995).
24 Z.B. Stricker, Geschichte, S. 35 f.
25 Z.B. Delevskij, Protokoly, S. 13.
26 Z.B. Alexandre du Chayla
(siehe unten Anm. 44).
27 Z.B. Rollin, Apocalypse (1991), S. 33;
Bein, Judenfrage,
S. 329; Taguieff, Les Protocoles, Bd. 1, S. 47, 59, 61.
28 Cohn, Protokolle, S. 84, 109. Diese Version
zuletzt
bei B[ernhard] V[ogt], Protokolle der Weisen von Zion, in: Neues Lexikon des
Judentums,
Gütersloh, München 1992, S. 378. - Die Erstausgabe des Buches
"Das
Große im Kleinen" (ohne die "Protokolle") erschien im
Jahre
1903; das Buch ist in der Universitätsbibliothek Helsinki vorhanden und
über
Fernleihe zugänglich. Die zweite Ausgabe (mit den
"Protokollen")
erschien 1905; ein Exemplar befindet sich in der Bibliothek des Britischen
Museums
London. Es existieren keine Ausgaben von 1901 und 1902.
29 In dem ausführlichen nicht
gezeichneten Artikel
"Protokoly Sionskich mudrecov", in: Kratkaja evrejskaja
enciklopedija,
Bd. 6, Jerusalem 1992, Sp. 840, 845. Verf. ist wahrscheinlich Savelij
Dudakov.
30 Noch unlängst findet sich die falsche
Angabe:
"Die erste russische Ausgabe [der "Protokolle"] wurde von
[...] Butmi
[...] und Kruschewan in Kischinjow herausgebracht." Laqueur,
Schoß, S.
63. An anderer Stelle schreibt Laqueur, die "Protokolle" seien
zwischen
1903 und 1907 fabriziert worden. Walter Laqueur, The Long Road to Freedom:
Russia
and Glasnost, Vancouver, Toronto, 1990, S. 127. Richard Pipes geht in seiner
großen
Geschichte der Russischen Revolution ausführlich auch auf die
"Protokolle"
ein; dort heißt es, sie seien "erstmals im Jahr 1902 in einer St.
Petersburger
Zeitschrift abgedruckt" worden. Richard Pipes, Die Russische
Revolution, Bd.
3, Berlin 1993, S. 416.
31 Ich habe elf Ausgaben der
"Protokolle"
aus den Jahren 1903 bis 1917 eingesehen; von weiteren fünf liegen mir
bibliographische
Angaben vor. Ein erster Versuch, alle Veröffentlichungen von Nilus
bibliographisch
zu erfassen, bei Hagemeister, Nilus, S. 62f. Inzwischen konnte die
Bibliographie
auf 74 Titel erweitert werden; alle Angaben wurden durch Autopsie
überprüft.
32 Rollin erwähnt 1939 einen Vergleich
der verschiedenen
Ausgaben der "Protokolle" durch lI'ja Cerikover, doch ist dessen
Studie
("une remarquable étude") nie erschienen. Rollin,
Apocalypse (1991), S.
35. f. Zu Cerikover unten Anm. 71, 73.
33 Diese Beobachtung stammt von Cesare G. de
Michelis,
Rom, dem ich auch genauere Mitteilungen dazu verdanke.
34 Cohn, Protokolle, S. 136.
35 Ebenda. Vgl. auch die Feststellung des
Historikers
Katz, die Fragen nach dem Wer?, Wann? und Warum? der Abfassung der
"Protokolle"
seien nie beantwortet worden. Jacob Katz, Jews and Freemasons in Europe,
1723-1939,
Cambridge, Mass. 1970, S. 171.
36 Robert Wistrich, Der antisemitische Wahn.
Von Hitler
bis zum Heiligen Krieg gegen Israel, Ismaning 1987, S.368, vgl. auch ebenda,
S.
166 f.
37 Laqueur, Schoß, S. 63.
38 Piper, Weltverschwörung, S. 130.
39 L. Fry in ihrem Buch Waters Flowing
Eastward, 1931;
hier nach der dritten Auflage Chatou 1934, S. 87 ff. Von Fry stammt auch die
weit
verbreitete Behauptung, der Verfasser der "Protokolle" sei Ascher
Ginzberg
(Achad Haam) gewesen. Zur Person von Leslie (Lesly, Lesley, Lydia) Fry
(alias Paquita
de Shishmareff, P.A. Sismareva, Lidija Svecina, Fürstin Golicyna), die
in den
zwanziger und dreißiger Jahren eine der einflußreichsten
Propagandistinnen
der "Protokolle" war, gibt es nur sehr wenige und zudem
widersprüchliche
Angaben. Sicher ist, daß es sich um eine Betrügerin und
Hochstaplerin gehandelt
hat. 1920 hatte sie dem Generalsekretär von Henry Ford das
"Original"
der "Protokolle", das sich im Schließfach einer Bank in
Schanghai
befinden sollte, für 25 000 $ zum Kauf angeboten! Siehe Robert
Singermann, The
American Career of the "Protocols of the Elders of Zion", in:
American
Jewish History 71(1981/82), S. 72.
40 Vgl. Rollin, Apocalypse, S. 356, 364, 371,
424;
Cohn, Protokolle, S. 127 ff., 133 f, 136; am ausführlichsten James
Webb, The Occult
Establishment, La Salle 1976, S. 213-273. Webb nimmt Glinkas Kontakte zu
Elena Blavatskaja
zum Anlaß, den Ursprung der "Protokolle" im
russisch-französischen
Okkultistenmilieu zu suchen.
41 Savelij Dudakov, Vladimir Solov'ev i Sergej
Nilus,
in: Russian Literature and History. In Honour of Professor Ilya Serman,
Jerusalem
1989, S. 165; ders., O "Protokolach sionskich mudrecov", in:
Daugava 3/4(1991),
S. 132, 134; ders., Istorija, S. 147, 172 f.
42 Zuerst bei Alexandre du Chayla in seinen
zahlreichen
Artikeln, die 1921 und 1922 in der Pariser Emigrantenpresse erschienen.
Später
z.B. bei Rollin, Apocalypse, bes. S. 429-480, Cohn, Protokolle, S. 104-109,
125;
Webb, Occult Establishment, S. 167-171, 240-243, 248-255. - Auch Eco
läßt
diese effektvolle Geschichte in seinem "Foucaultschen Pendel"
nicht aus.
43 Die als sensationell gewerteten
Aussagen der Fürstin Catherine Radziwill,
einer schillernden Persönlichkeit, die ihre Einblicke in
europäische Hof-
und Adelskreise schriftstellerisch vermarktete, erschienen zwischen dem
25.2. und
16.4.1921 in den Zeitungen The American Hebrew and Jewish Messenger (New
York),
La Revue Mondiale, Evrejskaja tribuna und Poslednie novosti (alle
Paris).
44 Die ebenfalls als sensationell gewerteten
"Erinnerungen"
des Grafen Alexandre du Chayla (zu seiner Person unten) erschienen - mit
bemerkenswerten
Varianten! - erstmals vom 12. bis 14.5.1921 in den Pariser Zeitungen
Poslednie novosti
und Evrejskaja tribuna.
45 Siehe die Artikel von Solomon
Poljakov-Litovcev,
Sergej Svatikov u.a., die 1921 in der Pariser Emigrantenpresse erschienen.
Siehe
auch Taguieff, Les Protocoles, Bd. 1, S. 44 f.
46 Ein Gerücht, das auch durch die
1990/91 erfolgte
Veröffentlichung von offenbar von Nilus stammenden Aufzeichnungen aus
dem Archiv
von Pavel Florenskij genährt wird. Wahrscheinlich waren Florenskij und
Nilus
persönlich miteinander bekannt; jedenfalls kannte Florenskij Nilus'
Werke,
von denen er drei in seinem berühmten theologischen Hauptwerk "Der
Pfeiler
und die Grundfeste der Wahrheit" von 1914 zitiert.
47 Cohn, Protokolle, S. 84.
48 Heer, Gottes erste Liebe, S. 200.
49 Vogt, Protokolle, S. 378; ebenso Gerd
Koenen, Mythus
des 21. Jahrhunderts?, in: ders., Karla Hielscher, Die schwarze Front. Der
neue
Antisemitismus in der Sowjetunion, Reinbek 1991, S. 124.
50 So z.B. Burcev, Protokoly (Ausg. 1991), S.
270
f.; Dudakov, Istorija, S. 266; Laqueur, Schoß, S. 63.
51 Koenen, Mythus, S. 127.
52 Robert Rozett, Protocols of the Elders of
Zion,
in: Israel Gutman u.a. (Hrsg.), Encyclopedia of the Holocaust, Bd. 3, New
York,
London 1990, S. 1197. Die deutsche Fassung dieses Artikels in:
Enzyklopädie
des Holocaust, Bd. 2, Berlin 1993, S. 1169-1171, ist überaus
fehlerhaft!
53 Dafür könnte sprechen, daß
sich
russische Ausgaben der "Protokolle" aus vorrevolutionärer
Zeit nur
in ganz wenigen Bibliotheken finden; insbesondere die Ausgaben durch Sergej
Nilus
zählen zu den großen bibliographischen Raritäten. Von
Anhängern
der "Protokolle" wurde freilich immer wieder behauptet, die
Auflagen seien
von jüdischen Kreisen aufgekauft und vernichtet worden.
54 Siehe Anm. 44. Von der
Forschung
wurden allerdings
nur du Chaylas "Erinnerungen" vom Mai 1921 beachtet, nicht aber
die folgenden
zahlreichen Artikel, die 1921 und 1922 in der Pariser Emigrantenpresse
erschienen.
55 Du Chaylas Aussagen in: Hans Jonak von
Freyenwald
(Hrsg.), Der Berner Prozeß um die Protokolle der Weisen von Zion. Ahen
und
Gutachten, Bd. 1, Erfurt 1939, S. 54-67.
56 Die Angaben des Nilus-Verehrers Fürst
Nikolaj
Zevachov, die gelegentlich zitiert werden (z.B. Cohn, Protokolle, S. 122 f.;
Laqueur,
Deutschland, S. 116 f.) sind demgegenüber äußerst
spärlich und
mitunter erkennbar phantastisch. Über Zevachov selbst, der eine
bedeutende
Rolle als Publizist und Organisator im rechtsextremen russischen
Emigrantenmilieu
der zwanziger und dreißiger Jahre spielte (u.a. hatte er Kontakt zu
Ludendorff,
Scheubner-Richter und Müller von Hausen), ist bislang nicht geforscht
worden.
57 "Le témoignage du comte
Alexandre du Chayla
sur S.A. Nilus et l'origine des 'Protocoles' est certainement le plus
important et le plus digne de foi (en dépit de certaines erreurs et
imprecisions),
parmi ceux qui ont été rendus publics au cours du long
débat
de la première moitié
des années 1920." Taguieff, Les Protocoles, Bd. 1, S. 45. Vgl.
auch Cohn, Protokolle,
S. 109.
58 Siehe z.B. Cohn, Protokolle, S. 107 ff.,
111-118;
Taguieff, Les Protocoles, Bd. 1, S. 44-65.
59 Romano, Protocolli, S. 12, nannte ihn noch
unlängst
"un personaggio avventuroso e misterioso".
60 Archiv von V.L. Burcev, GARF
(Gosudarstvennyj Archiv
Rossijskoj Federacii) Moskau, f. 5802, op. 1, d. 682.
61 Ein persönliches Archiv von Alexandre
du Chayla
befindet sich unter den "Beutebeständen" deutscher Provenienz
im
ehemaligen "Sonderarchiv" in Moskau;
jetzt CChIDK (Centr Chranenija Istoriko-Dokumental'nych
Kollekcij), f. 130, op. 1, d. 1-6. Dabei handelt es sich um Materialien, die
während
des Krieges von der Gestapo und dem SD bei politischen und weltanschaulichen
Gegnern
des Nationalsozialismus in den besetzten Gebieten beschlagnahmt worden
waren. Gegen
Ende des Krieges wurden diese Akten nach Niederschlesien ausgelagert, wo sie
1945
von der Roten Armee erbeutet und zur geheimdienstlichen Auswertung nach
Moskau verbracht
wurden. Die Existenz des Moskauer Sonderarchivs wurde erst Anfang 1990
öffentlich
bekannt. In den inzwischen veröffentlichten noch sehr lückenhaften
Beschreibungen
und Bestandsverzeichnissen wird das Archiv von du Chayla nicht
aufgeführt.
Es ist nicht bekannt, wann, wo und unter welchen Umständen es in die
Hände
der Deutschen fiel.
62 Im folgenden sehr verkürzt
wiedergegeben;
eine ausführlichere Darstellung wird vorbereitet.
63 Zeugnisse darüber im Archiv des
Klosters,
das sich in der Handschriftenabteilung der Russischen Staatsbibliothek in
Moskau
(OR RGB, f. 213) befindet; dort auch Briefe und Aufzeichnungen von Sergej
Nilus.
- Erwähnt sei, daß in dem vor einigen Jahren
wiedereröffneten Kloster
Optina Pustyn' gegenwärtig das Andenken an Sergej Nilus und an die
"Protokolle"
gepflegt wird. Dem Besucher wird das Haus gezeigt, in dem Nilus von 1907 bis
1912
gelebt hat, und die Johannes-Einsiedelei, wo die "Protokolle" eine
Zeitlang
aufbewahrt worden sind.
64 Vgl. den Brief der Tat'jana Fermor vom
9.6.1921,
in: Fry, Waters, S. 108-111; Georgij Nemirovic-Dancenko, V Krymu pri
Vrangele. Fakty
i itogi, Berlin 1922, S. 14 f.; Ivan Kalinin, Pod znamenem Vrangelja.
Zametki byvsego
voennogo prokurora, Leningrad 1925, S. 23.
65 Fermor in: Fry, Waters, S. 110.
66 Russkoe znamja vom 23.7.1911; es handelt
sich um
das Organ des "Bundes des russischen Volkes". Den Hinweis darauf
verdanke
ich Michail Zolotonosov, St. Petersburg.
67 Sergej Nilus, Na beregu Boz'ej reki.
Zapiski pravoslavnogo,
Sergiev Posad 1916, S. 282. Zu du Chayla ebenda, S. 109, 278-281, 315, 317,
321.
Vgl. auch die du Chayla zugeschriebenen scharf antisemitischen
Äußerungen
bei Fermor in: Fry, Waters, S. 109 f.
68 Daraber zahlreiche Berichte in der
umfangreichen
Memoirenliteratur des russischen Bürgerkriegs. Besonders
ausführlich Grigorij
Rakovskij, Konec belych. Ot Dnepra do Bosfora, Prag 1921, S. 41-59.
69 Zu diesem Komplex liegen inzwischen
zahlreiche
Untersuchungen von russischen und bulgarischen Historikern vor. Siehe z.B.
Ljudmil
Spasov, Sajuzat za zavrascane v rodinata (1922-1923 g.), in: Istoriceski
pregled
11(1987), S. 87-99; du Chayla, so Spasov, "nahm in der Emigration ganz
und
gar den sowjetischen Standpunkt ein und wurde einer der führenden
Betreiber
der Repatriierung der russischen Weißemigranten in Europa"
(ebenda, S.
88, Anm. 9).
70 Zum Bemer Prozeß zuletzt Urs
Lüthi,
Der Mythos von der Weltverschwörung, Basel, Frankfurt a.M. 1992. Noch
immer
fehlt eine umfassende, aus den Archiven gearbeitete Darstellung der
Vorgeschichte,
des Verlaufs und v.a. der Hintergründe dieses spektakulären
Prozesses.
Umfangreiches Material hierzu befindet sich in den Beständen der Wiener
Library,
London und Tel Aviv, der Boris 1. Nicolaevsky Collection der Hoover
Institution,
Stanford, sowie - weitgehend unbearbeitet - im Archiv des Schweizerischen
Israelitischen
Gemeindebundes in Zürich; selbst in Moskauer Archiven wird man
fündig,
z.B. CChIDK, 500-1-147, Gestapo-Akten, "Welt-Dienst"; GARF,
5802-1-2235,
Materialien zum Berner Prozeß von B.I. Nikolaevskij.
71 CChIDK, 130-1-2, umfangreicher Briefwechsel
zwischen
Cerikover und du Chayla. Cerikovers Buch "Antisemitism i pogromy na
Ukraine
v 1917-1918 gg." erschien 1923 in Berlin, sein Hauptwerk über die
Pogrome
des Jahres 1919 wurde nur postum auszugsweise und in Jiddisch
veröffentlicht.
Cerikovers Archiv wurde 1940 aus Frankreich in die USA gerettet und befindet
sich
heute im Yiddish Scientific Institute (YIVO) in New York.
72 CChIDK, 130-1-2, 20-53, Titelblatt und 34
paginierte
Seiten, datiert: "Suresnes, le 5 juillet 1934".
73 CChIDK, 130-1-2, Cerikover an du Chayla,
Paris,
4.7.1934. Cerikover erwarb auch die Publikations- und
Übersetzungsrechte. Beim Berner
Prozeß trat Cerikover selbst nicht in Erscheinung, weder als Experte,
noch
wurde sein Name genannt. Nach dem Zeugnis von Semen Dubnov schloß
Cerikover
1935 eine ausführliche Untersuchung mit dem Titel "Les
'Protocoles', leur
origine et leur diffusion" ab, die jedoch unveröffentlicht blieb.
Siehe
Semen Dubnov, Novejsaja istorija evrejskogo naroda ot francuzskoj revoljucii
do
nasich dnej, Bd.3, Riga 1938, S. 469; vgl. auch Anm. 32.
74 Siehe Anm.55.
75 Grand Prieuré Indépendant
d'Helvétie
vme Province;
die betreffende Korrespondenz in CChIDK, 130-1-2.
76 Konrad Heiden, Adolf Hitler. Das Zeitalter
der
Verantwortungslosigkeit. Eine Biographie, Zürich 1936, S. 369. Vgl.
auch Alexander
Stein [d.i. Rubinstein], Adolf Hitler. Schüler der "Weisen von
Zion",
Karlsbad 1936, S. 13; Günter Schubert, Anfänge
nationalsozialistischer
Außenpolitik, Köln 1963, S. 111 f. -
Die frühe Verbreitung der "Protokolle"
in Deutschland und ihre Bedeutung für den Antisemitismus Hitlers und
der (NS)DAP
werden zwar in den Arbeiten von Stein, Rollin, Schubert, Laqueur u.a.
diskutiert,
doch sind die Einzelheiten noch immer nicht genau erforscht; siehe zuletzt
Wolfram
Meyer zu Uptrup, Wann wurde Hitler zum Antisemiten?,xi
in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft
8(1995), S. 687-697.
77 Vgl. Cohn, Protokolle, S. 123 f.; Laqueur,
Deutschland,
S. 118.
78 In den letzten Jahren ist Nilus in
"patriotischen"
bis rechtsextremen Kreisen in Rußland zu einer Kultfigur geworden.
Siehe dazu
Michael Hagemeister, Die "Protokolle der Weisen von Zion". Einige
Bemerkungen
zur Herkunft und zur aktuellen Rezeption, in: Rußland und Europa.
Historische
und kulturelle Aspekte eines Jahrhundertproblems, Leipzig 1995, S.
200-206.
79 Eine umfangreiche Akte, die auch
Verhörprotokolle
enthält, ist - internen Angaben zufolge - im ehemaligen zentralen
KGB-Archiv
(heute Zentralarchiv des FSB) erhalten, doch war sie mir bislang nicht
zugänglich.
80 Angaben zur Biographie von Elena Karcova
bei
Abbot Herman [d.i. Gleb Podmosenskij],
in: Ivan Kontzevitch, The Acquisition of the Holy Spirit in Ancient Russia,
Platina,
Cal., 1988 [recte 1989], S. 323-346.
81 Sabel'skij-Bork und Vinberg
waren um die Jahreswende 1918/19, also etwa zur selben
Zeit wie Elena Karcova, mit deutscher Hilfe aus der Ukraine nach Deutschland
gelangt.
Von Januar 1919 bis zum Kapp-Putsch im März 1920 lebten sie zusammen in
Berlin,
dann in München. - Die rechtsextreme russische Emigrantenszene in
Deutschland
und ihre vielfältigen Verbindungen zu deutschen Gesinnungsgenossen sind
- da
gründlich überwacht - gut dokumentiert, jedoch nur
unzulänglich erforscht.
Noch immer grundlegend Robert C. Williams, Culture in Exile. Russian
Emigrés in
Germany, 1881-1941, Ithaca, London 1972. Ergänzend neuerdings Bettina
Dodenhoeft,
Laßt mich nach Rußland heim. Russische Emigranten in Deutschland
von
1918 bis 1945, Frankfurt a.M. 1993, bes. S. 168-205 sowie die Beiträge
von
Matthias Vetter, Michael Hagemeister und Bettina Dodenhoeft, in: Karl
Schlögel
(Hrsg.), Russische Emigration in Deutschland 19181941, Berlin 1995.
82 Archiv Ludwig Müller von Hausen,
CChIDK, 577-2-9, 36, "Bericht des
russischen Leutnants Karzoff", 30.4.1920. Der Name "Karzoff"
fndet
sich auch auf einer Liste weißrussischer rechter Emigranten, mit denen
Müller
in Verbindung stand. Karcov gehörte der rechtsextremen Berliner
"Monarchistischen
Vereinigung" an (mehrerer Hinweise darauf in CChIDK, 772-1-96/97).
83 Jonak von Freyenwald, Prozeß, Bd. 1,
S. 66
f. - Sergej Sergeevic Nilus, 1883 in Dieppe geboren, war bis zur Revolution
im russischen
Staatsdienst tätig. 1918 floh er nach Deutschland und ging in den
zwanziger
Jahren nach Polen. In den dreißiger Jahren war er Mitarbeiter des
antisemitischen
"Welt-Dienstes" und des "Fichte-Bundes". In einem Brief,
den
er am 9.3.1940 aus Warschau an Alfred Rosenberg schrieb, versicherte er, er
habe
alles getan, um sich das Recht "der aktiven Teilnahme in Liquidierung
der judischen
Gift in General-Gouvernement zu erwerben [sic!]", und er bat, ihm die
Möglichkeit
zu geben, "meines Vaterswerk weiter [zu] führen [sic!]".
Archiv Alfred
Rosenberg, C.D.J.C., Paris, CXXXIX-21. Er starb am 11.1.1941 als
Gutsverwalter in
Kuzmy bei Glowno. Siehe auch den Nachruf in: Welt-Dienst, Internationale
Korrespondenz
zur Aufklärung über die Judenfrage 11(1941). S. 2.
84 Elena Koncevic [Karcova], Predislovie, in:
Sergej
Nilus, Svjatynja pod spudom, Forestville, Cal., 1977, S.1.
85 Otto von Radowitz (1880-1941) war der Sohn
des
Joseph Maria von Radowitz und der Nadezda (Nadine) Ivanovna Ozerova, einer
Cousine
von Elena Aleksandrovna Ozerova-Nilus.
86 Siehe Jonak von Freyenwald, Prozeß,
Bd. 1,
S. 67.
87 Koncevic, Predislovie, S. 1 f. Dies soll im
Jahre
1925 geschehen sein.
88 BA Koblenz, R 58-988, 269, Finke an Staf,
16.3.1937.
- Eine gründliche, aus den Archiven gearbeitete Darstellung des
"Welt-Dienstes"
und des damit verbundenen U. Bodung-Verlags in Erfurt bleibt ein Desiderat
der Forschung.
Noch immer unentbehrlich Louis W. Bondy, Racketeers of Hatred. Julius
Streicher
and the Jew-Baiter's International, London o.J. [1946]. Siehe auch die
Angaben bei
Helmut Neuberger, Freimaurerei und Nationalsozialismus. Die Verfolgung der
deutschen
Freimaurerei durch völkische Bewegung und Nationalsozialismus
1918-1945, Bd.
2, Hamburg 1980, S. 38, 56 f., 176 f. Oberflächlich und fehlerhaft
hingegen hier
und durchgehend Armin Pfahl-Traughber,
Der antisemitisch-antifreimaurerische Verschwörungsmythos
in der Weimarer Republik und im NS-Staat, Wien 1993.
89 Zu den Materialien und ihrer Publikation
vgl. die
Angaben bei Koncevic, Predislovie, S. 1-111; Igumen German, [d.i. Gleb
Podmosenskij],
in: Russkij palomnik 2(1990), S. 93; Monk Damascene Christensen, Not of this
World.
The Life and Teaching of Fr. Seraphim Rose, Forestville, Cal., 1993, bes. S.
205
ff., 302 f., 386 f.
90 Im Mai 1992 habe ich das Dorf Krutec
aufgesucht.
Eine alte Einwohnerin gab an, sich an Nilus erinnern zu können, zeigte
den
Ort, an dem das Pfarrhaus gestanden hatte, und die Stelle auf dem
Gelände der
ehemaligen Uspenskij-Kirche, an der Nilus begraben wurde.
91 Marija Orlova-Smirnova, Pamjati Sergeja
Aleksandrovica
i Eleny Aleksandrovny Nilus. (Iz materialov Samizdata), in: Pravoslavnyj
put'za
1985 god, [Jordanville] 1986, S. 54-69; dies., Poslednie dni Nilusa, in:
Domostroj
[Moskva] vom 19.11.1991, S. 8 f.; dies., Pamjati Sergeja Aleksandrovica
Nilusa i
Eleny Aleksandrovny Nilus, in: K svetu [Moskvaj 3/4(1993), S. 50-59.
92 Bei meinem Besuch im März 1995
gewährte
sie mir auch Einblick in das von ihr gehütete Archiv mit Briefen,
Photos, Zeichnungen
und Aquarellen von Sergej Nilus und dessen Frau.
93 Kis, Enzyklopädie, S. 213 f.
94 Die berühmten Artikel von Philip
Graves erschienen
in der Times vom 16., 17. und 18.8.1921.
95 Kis, Enzyklopädie, S. 214.
96 Siehe dazu Colin Holmes, New light on the
"Protocols
of Zion", in: Patterns of prejudice 6(1977), S. 13-21; Clifford
Longley, Russian
in "Elders of Zion" exposé identified, in: The Times vom
17.2.1978;
Jean-François
Moisan, Les "Protocoles des Sages de Sion" en Grande-Bretagne et
aux U.S.A.,
in: Taguieff, Les Protocoles, Bd. 2, S. 194 ff.
aus: W.Benz (Hrg.) Jahrbuch für Antisemitismusforschung 5, S.
127-147.
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Most recent revision: June 7, 2001
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