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Teil 30
"Der Sonntag im Lager Die schlimmsten Tage im Lager waren die Sonn- und Feiertage. Die Arbeitskommandos rückten an diesen Tagen der »Ruhe« niche zur Arbeit aus. Dafür wurden die Häftlinge aus den Blocks hinaus auf die Lagerstraße getrieben, wo sie von SS-Männern, Kapos und Vorarbeitern, die mit Stöcken bewaffnet waren, flankiert wurden. Durch dieses Spalier mußten die Häftlinge laufen und ohne jeden Zweck in der Mütze oder im Rockzipfel Lehm von einem Haufen auf den anderen tragen. Dabei mußten sie im Trab laufen, durch Pfützen und Morast, unter Geschrei, Beschimpfungen und Schlägen. An einem Maisonntag wurden bei dieser Gelegenheit etwa 300 Menschen getötet und mehrere Hundert so schwer verletzt, daß sie bald danach starben. Am Nachmittag mußten die Häftlinge in einem Tümpel baden. Völlig verdreckt kamen sie aus dem Wasserloch heraus, um dann unter dem Hohngelächter der Kapos und Blockältesten zur sogenanneen »Bettruhe« in den Block gejagt zu werden. Die Häftlingsfunktionäre, die Blockältesten, Blockschreiber und Kapos, waren die unbeschränkten Herren über Leben und Tod der Häftlinge. So geschah zum Beispiel auf Block 20 im Stammlager BIId am 19.Mai 1942 das Folgende: Der Blockälteste Stefan Wierbicza aus Oberschlesien wandte sich nach dem Abendappell an seine Mithäfelinge mit der Aufforderung, es mögen sich jene melden, die entlassen werden wollen. Vierzehn Neulinge, solwakische Juden, traten vor. Darauf wie der Blockälteste seinen Schreiben an, ihnen weiße Formulare auszustellen: Totenscheine. Die vierzehn Häftlinge mußten sich ausziehen, worauf sie vom Blockältesten und seinen Untergebenen totgeschlagen wurden. Dann erkläre Wierbicza, daß es jedem so ergehen werde, der nach Hause wollte. Wiebicza tötete nach einer bewährten Berufsverbrechermethode: mit drei Stockhieben. Der erste Hieb war auf den gebeugten Rücken gezielt; nach diesem Schlag richtete sich der Häftling auf. Der Mörder nützte nun dessen aufgerichtete Haltung und schlug das Opfer mit dem Stock über die Brust, auf die Stelle, wo sich das Herz befindet. Der Häftling kreuzte vor Schmerz die Arme über der Brust und krümmte sich zusammen. Daraufhin folgte der letzte Stockhieb in den Nacken, wobei dem Unglücklichen in der Regel das Genick gebrochen wurde. Berüchtigte Meister im Totschlagen waren die »grünen« Häftlingsfunktionäre, die deutschen Berufsverbrecher Albert Hämmerle, Alfred Kühn, Alex Neuman und Zimmer. Die Schulung für diese Verbrechen erhielten sie von der SS. Einer der Schlimmsten, ein berüchtigter Mörder sowjetischer Gefangener, war der SS-Mann Schillinger, der besonders in den ersten Monaten des ununterbrochenen, auch sonntags durchgeführten Lageraufbaus furchtbar wütete. In jener Zeit wurden täglich Hunderte totgeschlagen."
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